Die Rauhnächte – eine magische Zeit
Um die Rauhnächte ranken sich zahlreiche Geschichten und Legenden – und vermutlich tragen sie alle ein Stück Wahrheit in sich. Ein Mondjahr umfasst zwölf Mondzyklen mit jeweils 28 Tagen und kommt damit auf 354 Tage. Unser Kalenderjahr hingegen hat 365 Tage – es fehlen also elf Tage bzw. zwölf Nächte. Genau diese „fehlenden“ Tage wurden von unseren Vorfahren als Rauhnächte bezeichnet.
Ein Blick in die Vergangenheit
Wenn wir verstehen wollen, warum diese Zeit eine so besondere Bedeutung hatte, lohnt sich der Blick zurück. Früher waren die Winter lang, dunkel und hart. Wer nicht im Sommer und Herbst ausreichend vorgesorgt hatte, dem gingen leicht Feuerholz und Vorräte aus. Es ging nicht selten ums nackte Überleben.
Raubzüge wurden häufiger, denn in der dunklen Jahreszeit fiel es Eindringlingen leichter, Dörfer zu überfallen. Ganze Gemeinschaften wurden verwüstet. Kleidung, Licht und Wärme waren knapp – Annehmlichkeiten wie Heizungen oder elektrische Beleuchtung existierten nicht. Die Menschen lebten eng im Rhythmus der Natur und richteten sich nach Sonne und Mond.
Sommer- und Wintersonnenwende waren wichtige Fixpunkte. Die Wintersonnenwende am 21. Dezember – der kürzeste Tag des Jahres – brachte trotz aller Widrigkeiten Hoffnung. Denn von hier an kehrte das Licht zurück. Nicht nur das Sonnenlicht, sondern auch das Licht im Inneren: Vertrauen, Zuversicht und die Aussicht auf bessere Zeiten.
Die Menschen kamen zusammen, teilten Brot und Wasser, saßen im Kreis ums Feuer und erzählten Geschichten. Sie feierten den Sieg des Lichts über die Dunkelheit.
Die zwölf heiligen Nächte
Aus dieser besonderen Zeit entstanden schließlich die Rauhnächte: zwölf Tage und Nächte, die – je nach Überlieferung – am 25. Dezember beginnen und am 6. Januar enden. Heute werden sie auf vielerlei Arten zelebriert, doch ihre Essenz bleibt dieselbe: innehalten, reflektieren, sich verbinden.
Meine persönliche Rauhnachtsreise
Für mich liegt das Besondere der Rauhnächte darin, dass ich mir bewusst Zeit nehme – Zeit nur für mich. Seit einigen Jahren arbeite ich in dieser Phase wenig oder gar nicht. Ich ziehe mich jeden Abend ein Stück zurück und kümmere mich um mein Inneres.
Ich sage zu meiner Familie:
„Ich bin kurz mal nicht verfügbar – ich meditiere für den Frieden.“
Und damit meine ich meinen eigenen Frieden.
Ich habe dafür meinen Kraftplatz eingerichtet. Dort meditiere ich, praktiziere Yoga, schreibe in mein Journal, räuchere und ziehe Orakelkarten. Doch es geht nicht darum, wie wir diese Zeit gestalten. Wichtig ist einzig, dass wir sie nutzen, um bei uns anzukommen. Zeit ohne Ablenkung. Bewusste Stille.
Etwas, das im Alltag viel zu selten Raum findet.
In dieser magischen Phase tanke ich Kraft, widme mich meiner Selbstfürsorge und öffne mich für das, was kommen darf.
Rauhnächte heute
Heute gibt es eine Vielzahl an Angeboten, Ritualpaketen, Büchern und Begleitungen. Die Rauhnächte erleben eine Renaissance – und das aus gutem Grund. Viele Menschen sehnen sich nach einer Pause. Nach einem Moment des Durchatmens. Nach einem Stück Magie im Alltag.
Und genau das können die Rauhnächte sein:
Ein Anfang. Eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, sich auszuruhen. Immer wieder.
Elizabeth Barrett Browning sagte einmal:
„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause.“
Die Rauhnächte schenken uns genau diese Pause – und vielleicht auch den Mut, sie uns häufiger im Alltag zu erlauben.